Obst & Gemüse

Ein Hoch auf die Zwiebel

Heilpflanze des Jahres 2015 und dazu noch ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel. Trotzdem sind Zwiebeln so alltäglich, dass wir sie manchmal gar nicht richtig zu würdigen wissen. Auch als Gärtner könnte man annehmen, die Knollen seien ganz unkompliziert, gibt es sie doch als Steckzwiebeln zu kaufen, die nur mehr in die Erde versenkt werden müssen. Der letzte Sommer hat mir jedoch gezeigt, dass die lieben Zwiebeln, die zuhauf in Blüte geschossen sind, auch ein paar Ansprüche haben. Grund genug, mich heuer ein bisschen intensiver mit dem unterschätzten Gemüse auseinanderzusetzen.

Gesund mit Zwiebeln

Allein darüber könnte man seitenlang schreiben, aber beschränken wir uns hier auf ein paar Fakten im Überblick. Zwiebeln wirken unter anderem antibakteriell, weshalb ich bei einer aufkeimenden Verkühlung gern viel rohen Zwiebel esse (etwa in Form von Kartoffelsalat) und auch Zwiebelhonig ansetze. Erfahrungsgemäß wirkt das erstaunlich gut. Auch bei Insektenstichen verwende ich ein paar Stücke, mit denen ich die Hautstelle einreibe. Außerdem wirkt die Knolle schwach senkend auf den Blutdruck, die Blutfette und den Blutzucker und hilft bei Lungenbeschwerden.

Anbau im Garten

Wir leben offenbar in einer Region, in der Zwiebeln sich besonders wohlfühlen. Denn bei der Recherche war ich sehr erstaunt darüber zu erfahren, dass es so viele Krankheiten gibt (Mehltau, Fäule, Rost). Wie sehen also die optimalen Bedingungen aus?

Der Boden

Dieser sollte humusreich und nicht zu sandig sein und sich in vollsonniger Lage befinden. Als Schwach-/Mittelzehrer sollte man sie nicht düngen; im Gegenteil, das hätte sogar negative Auswirkungen auf den Ertrag. Für die Pflanzgesundheit ist es zudem wichtig, die empfohlenen Pflanzabstände einzuhalten, damit das Laub gut abtrocknen kann (Reihenabstand 20-25cm, in der Reihe 5-10cm).

Wasserbedarf

Ein wichtiger Punkt ist die Wasserversorgung, vor allem in der Zeit von Juni bis Juli, damit die Knollen eine gute Größe erreichen. Der Boden sollte nie ganz austrocknen, aber auch keinesfalls zu feucht sein, weil sich sonst Pilze ausbreiten können. Ab August sollen sie dann möglichst trocken stehen, dann werden sie besser lagerfähig.

Gute und schlechte Nachbarn

Traditionell werden sie gemeinsam mit Karotten angebaut, da sie sich gegenseitig Schädlinge vom Leib halten. Günstig sind u.a. auch Kombinationen mit Erdbeeren und roten Rüben. Wie in diesem Blog berichtet, habe ich auch ausgezeichnete Erfahrungen mit Paradeisern und Gurken gemacht. Bohnen, Erbsen und Kohl sind hingegen keine Freunde von Zwiebeln.

Zwiebeln gemeinsam mit Karotten. Die blauen Blumen heißen Bienenfreund bzw. Phacelia campanularia.
Zwiebeln gemeinsam mit Karotten. Die blauen Blumen heißen Bienenfreund bzw. Phacelia campanularia.

Wenn Zwiebeln in die Blüte schießen

Im kühlen Sommer 2016 ging es offenbar nicht nur mir so, auch auf großen Zwiebelfeldern konnte ich jede Menge blühende Zwiebeln sehen. Das ist nicht gut, denn die Zwiebeln kann man danach vergessen. Auslöser sind starke Temperaturschwankungen, wobei dieses Problem vor allem bei Steckzwiebeln auftritt, die in der Anzucht zu groß waren.

Als Gegenmaßnahme wird deshalb empfohlen, nur kleine Steckzwiebeln mit weniger als 1cm Durchmesser zu verwenden. Diese sollten bereits im Februar in einem geheizten Raum (bis 20 °C) aufbewahrt werden.

Samen oder Steckzwiebeln?

Für mich waren Steckzwiebeln bislang die Anbaumethode der Wahl. Man steckt sie zu zwei Dritteln in die Erde und bedeckt sie anfangs mit einem Netz, um sie vor Amseln zu schützen, die unbeirrbar die Dinger wieder rauszupfen.

Es spricht aber viel für die Aussaat von Samen. Man kann damit bereits mit Krankheitserregern infizierte Zwiebeln vermeiden und erhält Knollen mit besserer Lagerfähigkeit, auch wenn man dafür kleinere Zwiebeln in Kauf nehmen muss. Ein Riesenplus stellt die enorme Auswahl an unterschiedlichen Sorten dar.

Zwiebelvielfalt

Neben der klassischen Küchenzwiebel, von der hier die Rede war, gibt es aber noch viele andere Arten zu entdecken, etwa milde Gemüsezwiebeln, Schalotten, Etagenzwiebeln oder die Winterheckenzwiebel. Letztere ist mehrjährig und liefert schon ab März Blattgrün, das sich gut im Salat oder auf dem Brot macht. Der Geschmack erinnert an Schnittlauch. Später kann man auch die Blüten essen, die großartig schmecken und sehr hübsch aussehen.

Allen Arten dieser Pflanzenfamilie ist übrigens gemeinsam, dass ihre Blüten bei Bienen und Hummeln sehr beliebt sind, weshalb Zierlaucharten in jeden Garten gehören. Sie sind meiner Erfahrung nach unkompliziert, ein toller Anblick und ein Festmahl für die Insekten, die es heutzutage ohnehin schwer genug haben.

Allium christophii oder Sternkugel-Lauch. Die Blüten haben einen Durchmesser von bis zu 25cm.
Allium christophii oder Sternkugel-Lauch. Die Blüten haben einen Durchmesser von bis zu 25cm.