Obst & Gemüse

Artischocken, man gönnt sich ja sonst nichts.

Die Artischocke ist reiner Luxus für kleine Gärten. Sie glänzt zwar durch Mehrjährigkeit, braucht aber ganz schön viel Platz im Verhältnis zum Ertrag. Die Blütenköpfe müssen großzügig geputzt werden, verlieren dabei einiges an Volumen und nur das Herz gibt halbwegs was her. Aber was wäre das Leben ohne Luxus? Wir ziehen die leckeren Disteln heuer aus Samen und befassen uns schon jetzt mit künftigen Gaumenfreuden.

Wir hatten schon mal vor einigen Jahren Artischocken gepflanzt. Damals wurden drei Pflanzen wurzelnackt gekauft, die ganz gut getragen haben, bis sie im Frühjahr darauf den Wühlmäusen zum Opfer fielen. Die stehen auch auf Luxus! Danach war Sendepause.

Artischocken mögen’s warm und gut genährt

Heuer hat sich das Blatt aber wieder zugunsten der Artischocken gewendet, nachdem ich mich dazu durchgerungen habe, einen der besten Plätze im Innenhof für Gemüse freizumachen. Die tolle Lage ergibt sich durch die südliche Richtung mit einer abgrenzenden Mauer im Norden. Damit entsteht eine großartige „Wärmefalle“, die für ein besonderes Mikroklima sorgt. Diesen Vorzugsplatz hatten bis jetzt eine stolze und leicht verkitschte Rose und der hochgradig giftige Eisenhut (Aconitum) inne. Bizarrerweise hatten die Vorbesitzer direkt an den tödlichen Eisenhut angrenzend Brombeeren gepflanzt, was beim Pflücken immer für eine besondere Paranoia gesorgt hat.

Rose und Eisenhut sind nun Geschichte und bieten einen idealen Wohnraum für die wärmebedürftigen Artischocken. Und das Tolle an dieser Delikatesse ist, dass sie auch noch ungemein dekorativ aussieht und die Blüte ein echtes Erlebnis ist, wenn man sie aufblühen lässt. Hummeln und Bienen finden das auch.

Die Tiefwurzler mögen einen lockeren und humusreichen Boden, können aber gern auf starken Wind und auf Frost verzichten. Eine geschützte Lage und ein fester Winterschutz (auf wenige Zentimeter abschneiden und ganz dick mit Stroh und anderem organischen Material 30cm einpacken) sind daher nötig, um sie auch in unseren Breitengraden zu halten.

Gesundheitlicher Nutzen

Wie so oft auch hier ein kleiner Exkurs über die Eignung zur Heilpflanze. Bekanntermaßen sind Artischocken appetitanregend, verdauungsfördernd und cholesterinsenkend. Sie helfen sehr effektiv, Arteriosklerose vorzubeugen und regen den Stoffwechsel von Leber und Galle an. Dafür sind vor allem die enthaltenen Bitterstoffe verantwortlich.  Artischocken gibt es daher auch in Kapselform als Nahrungsergänzungsmittel, aber wir sind ja nicht blöd und essen lieber das delikate Gemüse.

So schön hätt' ich sie auch gern, die ausgesäte Sorte "Romanesco" muss sich anstrengen!
So schön hätt‘ ich sie auch gern, die ausgesäte Sorte „Romanesco“ muss sich anstrengen!

Zubereitungsarten

Der spannende Teil kommt aber zum Schluss. Wie bereitet man die Dinger zu, dass sie so unvergesslich schmecken wie seinerzeit bei da Michele in der italienischen Maremma? Ich werde noch einmal darüber berichten, sobald die Zeit der Verkostung gekommen ist, aber ich habe mich jetzt schon mal ein bisschen schlau gemacht.

Variante 1: Die einen putzen die Köpfe nur, werfen den Stängel weg (Frevel!) und kochen die Artischocken in Salzwasser oder in Suppe. Dann wird ein Dip zubereitet, in den man die Blätter vor dem Abknabbern tunkt und isst zum Schluss den Boden auf (anno dazumal haben wir das mit den eigenen Artischocken so gemacht und das Ergebnis war gut, aber nicht umwerfend).

Variante 2: Carciofi alla Romana und ähnliche Variationen behalten hingegen den leckeren Stängel bei (kluge Wahl), putzen dafür die Köpfe viel kräftiger, damit nur mehr zartes Material übrigbleibt, würzen die Sache ausgiebig und braten sie in Öl an. Dann noch mit etwas Wasser bis zum Bodenrand aufgießen und fertigdünsten.

Ich werde heuer mit Variante 2 experimentieren, denn Artischocken brauchen einfach viel Olivenöl (und Knoblauch), erst dann kommen sie so richtig zur Geltung! Und ein weiterer Schlüssel zum Erfolg: beim Wegschneiden der harten und fasrigen Teile nicht zimperlich sein. Also nicht am falschen Ort sparen und immer dran denken – den Luxus gönnen wir uns.